Das Hammergut Neidberg

In einem Beschwerdeschreiben, das die Müller von Rosenthal, Hermsdorf, Markersbach und Hellendorf im Jahre 1549 an den Pirnaer Landvogt wegen der von den Besitzern der Hammergüter betriebenen Mahlmühlen richteten, wird auch die zum Hammergut Neidberg gehörende Mahlmühle mit einem Gange erwähnt.

Der Hammerherr Valten Hippisch widersprach dem Gebot des Landvogts, die Mühle nur für seine Haushaltung und für das von seinen Arbeitern zur Mühle gebrachte Getreide nutzen zu dürfen. Weil seine Mühle für den Betrieb von zwei Mahlgängen angelegt worden sei, wollte er auch bei passender Gelegenheit einen zweiten Gang einbauen lassen. Der sollte aber nur genutzt werden, wenn bei anhaltender Trockenheit die benachbarten Mühlen ihre „mulgeste mit malen nicht fördern und versorgen köndenn.

Eine zum Hammergut gehörende Mahlmühle wird auch noch später bei Verkäufen desselben in den Jahren 1582, 1604 und 1611 erwähnt. 1660, beim Verkauf aus dem Nachlaß von Andreas Wolff an den kurfürstlichen Kammerdiener Christoph Bürckner in Dresden, war das Gut mit dem Zubehör allerdings „caduc und eingegangen" und aller „darzu gehöriger Gezeugk in Kriegswesen… abhanden kommen (sowie) das Forwergs Gebeude Rabenstein benebst denen Scheunen und Ställen uffm Hammer in Feuer uffgegangen“.

Zu den zerstörten Gebäuden gehörte seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts auch eine Brettmühle. Sie war neben der Mahlmühle in dem am 2. Januar 1610 für Andreas Wolff ausgestellten Lehnbrief ausdrücklich erwähnt worden. Christoph Bürckner, der seit 1661 auch Besitzer des Hammergutes Reichstein war, und sein Sohn Hanß Christoph ließen den Hammer und die Mühlen wieder aufbauen.

1698 wurde die ,,Neubergische Mühle" von dem Pachtmüller George Geißler bewirtschaftet. Sie war Amtslehnmühle, d.h. bei Besitzwechseln wurde die Lehn vom Amt Pirna ausgestellt.

1721 hatte die Mahlmühle zwei Mahlgänge, 1782 aber nur einen und 1797 außerdem noch eine Lohstampfe. Aus dem im Jahre 1806 zwischen dem Hammergutsbesitzer Grahl und seinem Schwager, dem Müllermeister Johann Gottlieb Hütter aus Kießlingswalde bei Görlitz abgeschlossenen Pachtvertrag ist ersichtlich, dass die Mahlmühle nun auch über einen „Graupen-Lauff" (Graupengang) verfügte. Die sechs Stampfen der Lohmühle wurden ebenso wie das Werk der Mahlmühle und das Sägegatter durch Wasserräder angetrieben.

Das seit 1790 vom Hammerwerk besitzmäßig abgetrennte Hammergut mit den Mühlen zog am Anfang des 19. Jahrhunderts nicht nur Mahlgäste, sondern auch „Schweizreisende" wegen einiger Sehenswürdigkeiten an. Dazu gehörten der von dem Mühlgraben gebildete Wasserfall und ein Blumengarten mit Felsengrotte, den der Hammergutsbesitzer Grahl und seine Frau hatten anlegen lassen. Er wurde in der zeitgenössischen Literatur als „sogenannter Prinzessinnengarten" gepriesen. Merkei machte 1826 zudem die Besucher des Bielatales darauf aufmerksam, dass sie „ in dem Gartenhause des herrlichen Blumengartens der Frau Besitzerin des Hammerguthes, Madame Grahl, den Durst durch ein Glas gute Milch löschen können, wozu gewiß ein Butterschnittchen nicht versagt wird.“

Empfohlen wurde den Reisenden aber auch eine Besichtigung des „Zeug- und Waffenhammers des Herrn Luger".

Um 1835 befanden sich auf dem Gelände des Hammergutes Neidberg eine Mahlmühle mit holländischem Graupengang, zwei Sägemühlen, eine Lohstampfe, eine kleine Ziegelei und eine Schmiede. Von der Schmiede ist heute noch der Türschlussstein mit der Jahreszahl 1816 vorhanden.

Am Ende des 19. Jahrhunderts erwarb Karl Julius Otto die Neidberg-Mühlen. Er und seine zur Familie Otto gehörenden Besitznachfolger ließen die Sägemühlen zu einem modernen Sägewerk mit Turbinenantrieb umbauen. 1917 firmierte Paul Otto seinen Besitz als „Holzsägewerk, Mühle und Futtermittelhandlung".

Am 17. April 1945 wurden die Anlagen vermutlich irrtümlich von amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Der Angriff sollte wohl eher dem im nahen Rosenthal stehenden Rapido-Werk gelten, das während des Krieges Rüstungsgüter herstellte. Nach der Beseitigung der Schäden blieb das Werk noch einige Jahre im Besitz der Familie Otto. 1952/53 wurde es als „VEB Sägewerk und Handwagenbau Rosenthal" volkseigen. 1967 erfolgte die Umbenennung in „VEB Karosseriebau Rosenthal" und im Juli 1991 die Einstellung der Produktion. Inzwischen wurden einzelne Gebäude (Mahlmühle, Schmiede und das alte Hammerherrenhaus) abgebrochen.

2016 haben wir das Wohnstallgebäude des Hammergutes von der Gemeinde Rosenthal-Bielatal erworben und in den Jahren 2017 und 2018 saniert.

 

Alte Ansichtskarte vom Hammergutshof Neidberg
Historisches Foto über den Sturz eines Autos in die Biela